Japanische Akupunktur

... charakterisiert sanfte, oberflächliche und schmerzlose Stichtechnik verbunden mit großer Effektivität. Der energetische Prozess wird aufmerksam und stets in engem Kontakt mit dem Patienten verfolgt. Die Palpation von Puls und Abdomen bildet die Grundlage der Diagnostik und der Auswahl der Behandlungsmethoden. Diese wurden seit 1920 über Jahrzehnte in intensiver Arbeit japanischer Studiengruppen mit dem Ziel entwickelt, die traditionsbasierte Akupunktur mittels kritischer Analyse neu zu evaluieren um schließlich nur das Nützliche, welches sich in der klinischen Praxis bewährt, erneut in die Lehrsysteme zu integrieren. In dieser Weise ist die keiraku chiryo, die „Therapie der Meridiane” (meridian therapy) entstanden, das aktuelle Hauptverfahren der japanischen Akupunktur.

Entstehungsgeschichte

Akupunktur wird in Japan seit rund 1400 Jahren praktiziert. Sie wurde aus China im VI. Jahrhundert importiert und nahm vom X. Jahrhundert an, durch Handelsbeschränkung mit China, einen eigenen Entwicklungsweg. Daraus resultierte im XVI. Jahrhundert die Entstehung eigener Akupunkturmethoden mit Publikationen, die inhaltlich klare Unterschiede zu den chinesischen Texten zeigen.

Im XVII. Jahrhundert entwickelte Sugiyama Einführungsröhrchen, Moxa-Spezialisten publizierten die ersten Werke und Shonishin begann die Tradition nichtinvasiver Kinderbehandlung.

Das wachsende anatomische Wissen des Westen ließ im XVIII. Jahrhundert in Japan einen neuen Trend entstehen: Akupunktur wurde hauptsächlich nach Gesichtspunkten der Anatomie praktiziert. Die rasante Modernisierung des Landes und die Verwestlichung der japanischen Gesellschaft in Zeiten der Meiji Restauration bewirkte, dass die Akupunkturpraxis nur Blinden und westlich geschulten Ärzten erlaubt wurde. Aus dem Edukationsprogramm wurden alle traditionelle Theorien und Methoden eliminiert.

1920 startete eine Bewegung mit dem Ziel, die traditionsbasierte Akupunktur in
Studiengruppen mittels kritischer Analyse neu zu evaluieren und das Nützliche in die
Praxis erneut zu integrieren.

Nach dem II. Weltkrieg, unter dem Druck des Establishments, hatte Douglas McArthur versucht den traditionellen Akupunkteuren Praxisverbot zu erteilen. Im Angesicht vieler Demonstrationen und insbesondere einer Massenversammlung der blinden Akupunkteure in Tokyo musste er kapitulieren. Daraufhin wurden standarisierte Lizenzverfahren und Akupunktur-Lehrprogramme für Blinde und Nicht-Blinde eingeführt.

In den späten 40er Jahren gab es 60 Akupunkturschulen für Blinde, in den 80er Jahren 20 Schulen für Blinde und 40 für Nicht-Blinde. Bis heute gibt es in Japan ein kontinuierliches und schnelles Wachstum auf dem Gebiet der Akupunktur und Moxibustion in diversen Akupunkturschulen und -gesellschaften.